Freitag, 11. März 2016

Was ist Erziehung?

"Kinder brauchen keine Erziehung"
das war der Titel eines Artikels von HappyBabys-Bindung. Diese Seite verfolge ich mit grossem Interesse und möchte euch hier gern an meinen Überlgungen zu diesem Thema teilhaben.

Wenn ich so einen Titel lese, spricht es mich gleich an.
Wieso?
Er ist unkonventionell. Das springt mir immer gleich ins Auge. Wie könnte man es noch anders machen. Wie ist es auch richtig. Bestätigt es meinen Stil, der nicht ganz so ist wie "man" es macht?

Ich bin ganz der Meinung, Kinder brauchen keine Erziehung, sondern Vorbilder. Im Artikel wird ganz schön eine Definition von Erziehung gezeigt. "ziehen" wie eine Pflanze, da eine Rankhilfe, dort etwas Dünger... dass das Pflänzchen so wird, wie ich es gern hätte. Ziehen wie ein Leiterwagen, der folgt mir, wohin ich gehe... Ich will kein am Stöcklein hochrankendes Pflänzlein als Kind. Auch keines, dass genau hinter mir herzottelt und nur das macht, was ich will.

Was will ich denn von meinem Kind?
Selbstständigkeit.
Meine Kinder sollen selbstbewusst werden. Es soll sie nicht kümmern, was "man" so tut. Sie sollen tun, was sie für richtig halten, was ihnen gefällt. Sie sollen frei sein von Zwängen. Das Quakifröschli soll doch sein sehnlichst gewünschtes lila Röckli bekommen. Er soll laut sein dürfen. Schreien und dem Echo horchen.

Theoretisch....

Und nun kommt die Praxis. Das ist das schwerste für mich als Mutter. Bin ich selbstbewusst genug, nur Vorbild zu sein? Nicht zu erziehen, sondern mit meinen Kindern den Weg des Erwachsen werdens zu gehen? Gemeinsam einen Pfad durchs Gestrüpp der Vorschriften und Normen zu finden?
Ich empfinde es jeden Tag als eine riesige Aufgabe.
Und leider scheitere ich sehr oft.
Sehr oft falle ich in ein Muster zurück, das ich nicht möchte.
Sehr oft erziehe ich, übe Macht aus.
Vor allem, wenn ich müde bin.

Artikel wie die von HappyBabys-Bindung helfen mir dabei, wieder auf die Spur zu finden, wenn ich sie verlassen habe. Meinen Kindern wieder mit Geduld durchs Gestrüpp helfen.

Von der Erziehung zur Beziehung
da will ich hin. In der Theorie bin ich da. Aber ich muss ehrlich merken, dass die unbewussten Muster, die in uns stecken einfach wahnsinnig stark sind. In meiner Ausbildung habe ich das gelernt. Dass man bewusst ausbrechen muss, sonst macht man es so, wie "man" es macht. So, wie man es von seinen Eltern gelernt hat (zum Glück war vor allem meine Mutter damals schon auf der Beziehungs-Schiene, das erleichtert mir einiges, finde ich).

Vertrauen ist so ein grosses Wort. Aber wunderschön! Ich will meinen Kindern vertrauen können. Und meinem Instinkt vertrauen können. Das braucht manchmal viel Zeit.
Als das Quakifröschli einfach immer so lange nicht einschlafen konnte, musste ich vertrauen. Darauf, dass er meine Nähe jetzt braucht. Dass ihn meine Nähe jetzt stark macht für später.
Wenn das Quakifröschli sagt, er habe mit dem Grosi telefoniert, er gehe jetzt zu ihr auf Besuch. Allein. Mit dem Laufrad 300m zum Nachbars-Grosselternhaus. Da muss ich vertrauen, dass er nicht bei der Kreuzung einfach links abbiegt auf die Hauptstrasse.
Ich muss vertrauen, dass er nicht gerade aus weiter fährt, quer über die Hauptstrasse, wenn wir von unserem Spaziergang nachhause kommen. Im letzten Moment, zack, abbiegen auf unseren Fussweg.
Vertrauen darauf, dass das Meitschibei stolz ihre frei-steh-Übungen auf der Treppe macht und zwar ohne Unfall. Hach mein Herz rast jedes Mal, wenn sie so stolz auf steht und strahlend die Hände los lässt von der Treppenstufe oder vom Geländer!
Ja, vertrauen ist ein echt grosses Wort, aber wenn ich meinen Kindern vertraue, werden sie unglaublich stark, das merke ich jetzt schon, nach diesen wenigen Jahren, indem ich meinen Kindern ganz viel Vertrauen und somit auch Selbstvertrauen schenke.

Und nun kommt noch die gewaltfreie Kommunikation. Habt ihr schon mal davon gehört? Das erste mal hörte ich das, als meine Mutter mir und meinen Geschwistern davon erzählte. Ich war da glaub ich schon im Teeniealter. Oft haben wir zusammengesessen und besprochen, wie es denn harmonischer ginge. Wie mit weniger Schimpfen. Wie könnte man es sagen, damit der andere nicht wütend wird... wir waren sechs Kinder. Da gab es echt viel Potential für Übungen dieser Art...

Diese Art der Kommunikation ist wirklich richtig wunderbar. Ich-Botschaften. Von mir reden. Gefühle und Bedürfnisse des anderen Wahrnehmen und aussprechen.
Es ist so schön zu sehen, wie das funktioniert. Wie diese Art des Sprechens Menschen gut tut, die es nicht so kennen. Wie das Streit und Unstimmigkeiten in der Partnerschaft zu lösen hilft, wenn wenigstens einer auch nur wenig über diese Art der Kommunikation weiss. Einfach herrlich zu sehen, wie das Quakifröschli mir seine Gefühle mitteilt und auch mit dem Meitschibei in Ich-Botschaften redet.
Dann weiss ich, dass ich alles richtig mache. Dass meine Art die richtige Art der Erziehung ist. Eben des Vorlebens. Des Gemeinsam-gehens.
Und wisst ihr, was das pure Gegenteil davon ist? Haha das können wir auch, mein Sohnemann und ich. Wir sind Profis darin, einander hochzuschaukeln im Zorn. Da wird einander nichts geschenkt. Bis dann irgendwann doch der Mamaverstand zurchsickert und das einfach durchbrechen MUSS!

Zu guter Letzt kommen wir noch zu den Strafen. Auch da hat man doch so Muster. Auch ich und da gibt es einfach gewisse Situationen, die mich so unendlich zur Weissglut treiben, dass es nicht anders geht. Da muss der kleine Mann vor die Tür. Wenn es ein Millimeter vor dem Zuschlagen ist. Wie gesagt, wir können uns echt gut hochschaukeln!
Aber ist das die Lösung? Sei brav, sonst musst du vor die Tür?
Iss auf, sonst lese ich dir keine Geschichte vor?
Du hast die Schwester gehauen, ab ins Zimmer?
Meiner Meinung nach total unsinnig und für Kinder sowas von nicht nachvollziehbar.
Im zu Beginn genannten Artikel hat es einige wundervolle Beispiele, wie man die Beziehung zu seinem Kind stärken kann. Viel effektiver als jede Strafe.

Und als Schlusssatz meinerseits:
Behandle dein Kind stets so, wie du behandelt werden möchtest!

Das ist mein oberster Leitsatz in meinem Mamialltag. Und dieser Leitsatz hilft mir sehr oft in schwierigen Situationen. Eigentlich ist er die Lösung zu fast jedem Problem zwischen mir und dem Quakifröschli. Ich versetzte mich in mein Kind hinein und behandle es ebenbürtig.

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